Anke Hausig ist Konzeptionstexterin für Werbung und PR. Aktuell ist die Hamburgerin sowohl als direkte Auftragnehmerin als auch als Freelancerin für Werbe- und PR-Agenturen engagiert.

Wie erleben Sie gerade die Auftraggeber?

Meine Auftraggeber verhalten sich nicht anders als vor der Coronakrise, ich kann bislang noch keine weitreichende Veränderung feststellen. Die Zusammenarbeit findet ja in der Regel sowieso online und telefonisch statt, somit sind die Abläufe eingespielt. Da einige meiner Kunden mit Aufträgen gelegentlich pausieren und ich von ihnen deshalb einige Wochen auch einmal nichts höre, kann ich die Auswirkungen noch nicht wirklich einschätzen.

Und Ihre Auftragssituation?

Von den meisten meiner Kunden erhalte ich derzeit nach wie vor Aufträge, und das im nahezu gleichen Umfang wie vor Beginn der Krise. Einer meiner Kunden hat angekündigt, bei einer regelrechten Ausgangssperre weniger Aufträge erteilen zu können. Ich rechne allerdings schon damit, bei einer erheblich länger andauernden Ausgangsbeschränkung und weiteren Betriebsschließungen deutlich weniger Aufträge zu bekommen.

Mit welchen besonderen Angeboten und Zugeständnissen versuchen Sie Kunden zu akquirieren?

Ich biete meinen Kunden gern an, die Bezahlung um einen Monat nach hinten zu schieben. Auch Ratenzahlung ist immer möglich. Pauschalen mit bis zu zwei Änderungsgängen inklusive biete ich an, seit ich mich selbstständig gemacht habe. Bei Aufträgen bis etwa 1.500 Euro gehe ich zudem in Vorleistung und rechne erst nach Freigabe ab – sofern ich den Kunden kenne. Bei größeren Projekten vereinbare ich eine Teilabrechnung mit dem Auftraggeber. Auch meinen Stundensatz reduziere ich bei Bedarf nicht erst seit der Coronakrise. So etwa, wenn der Aufwand aufgrund guter Textvorlagen geringer ist als üblich oder es um eine laufende Zusammenarbeit mit verlässlichem Auftragsvolumen geht. Sozialen Dienstleistern komme ich in puncto Honorar oft entgegen. Neukunden biete ich darüber hinaus einen Probelauf zu reduziertem Stundensatz an.

Haben Sie sich schon schlau gemacht, inwieweit Sie Unterstützung von staatlicher Seite erwarten können?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mit einer möglichen staatlichen Unterstützung noch nicht so wirklich befasst. Mein Vertrauen in Stadt und Staat hält sich diesbezüglich auch in Grenzen. Ich gehe davon aus, dass ich im Bedarfsfall womöglich sowieso nichts bekomme oder dass die bürokratischen Hürden zu hoch sind. Sollte die Auftragslage irgendwann gen Null tendieren, würde ich allerdings schon versuchen, staatliche Unterstützung zu bekommen. Unter Umständen ist die Hamburger Corona Soforthilfe ja tatsächlich so unbürokratisch, wie angekündigt.

Andreas Laufenberg ist freier CD und betreut Firmen bei Kampagnenkonzeptionen sowie deren Umsetzung. Zudem unterstützt der gebürtige Kölner Kunden bei Branding- und Marketingfragen.

Wie erleben Sie gerade die Auftraggeber?

Viele Auftraggeber halten sich was Budgetierung angeht sehr zurück und haben Projekte die für Q1 bzw. Q2 geplant waren vorerst auf Eis gelegt. Es gibt jedoch auch Firmen die in Zeiten von Quarantäne und Home Office eine erhöhte Nachfrage ihrer Produkte verzeichnen beziehungsweise jetzt auch durch aktive Bewerbung höhere Nachfrage generieren können. Das betrifft vor allem Firmen, deren Produkte man vornehmlich zu Hause und auf mobilen Endgeräten nutzen kann, so Homeworkout Apps. 

Und Ihre Auftragssituation?

Da die Auftragssituation in der Werbe- und Kreativbranche (zumindest meiner Erfahrung nach) auf das Jahr gesehen schon immer recht volatil war, könnte man die letzten Wochen auch wie ein 'vorgezogenes Sommerloch' behandeln. Glücklicherweise gibt es - trotz vieler Budgeteinschränkungen - wie bereits oben erwähnt Kunden, die weiterhin kreative Dienstleistungen in Anspruch nehmen (müssen) und diese auch in der aktuellen Situation digital angeboten werden können. 

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Mit welchen besonderen Angeboten und Zugeständnissen versuchen Sie Kunden zu akquirieren?

Tatsächlich kann ich diese Frage nicht beantworten, da ich noch nie, so merkwürdig das klingen mag, aktiv Aufträge akquiriert habe beziehungsweise es musste.

Haben Sie sich schon schlau gemacht, inwieweit Sie Unterstützung von staatlicher Seite erwarten können?

Zugegebenermaßen noch nicht, da es für mich persönlich dafür (aktuell und glücklicherweise) keine Notwendigkeit gibt. Was meine Wahrnehmung angeht, liegt der Fokus der Regierung jedoch primär auf der Versorgung der großen Konzerne und den mittelständischen Unternehmen. Es sollten jedoch alle die durch die Krise betroffen sind die notwendige Unterstützung bekommen.

XXXXX Creatives sind ausschließlich Freiberufler/Freelancer. Kunden sind Einzelunternehmer, Mittelständler und Großkonzerne. Auch Kreativagenturen greifen auf die Gruppe zu. Niels van Hoek selbst ist Texter, CD und Team-Kurator.

Wie erleben Sie gerade die Auftraggeber?

Jede Krise bietet auch enorme Chancen genau hinzuschauen, zu hinterfragen und neu zu denken. Nicht nur für Agenturen und Unternehmen, auch für Freelancer. Jedes Unternehmen und jede Person trägt eine spezifische Zukunftskraft in sich. Unternehmen brauchen Begleitung in diesem Prozess der Transformation. Genau darin liegt das Potential, die Rolle von Freelancern in unserer Branche zu verändern.

Und Ihre Auftragssituation?

Die Dinge sind wie sie sind. Und die Zukunft gehört den Mutigen. Diesen bieten sich jetzt enorme Chancen. Im übrigen auch die richtige Zeit für Unternehmen, offener für ‚anders‘ zu werden. Wir werden sehen. Manche Unternehmen und Agenturen strukturieren sich strategisch und inhaltlich schon neu. Endlich. Sie dabei zu unterstützen ist eine Kompetenz von Freelancern. Unsere Außenperspektive, die langjährigen Erfahrungen mit unterschiedlichsten Kunden, machen uns unverzichtbar im Wandel. Wir sehen uns als Inspiratoren, Impulsgeber und Katalysatoren. Möglicherweise ist unsere Zeit gerade jetzt.

Mit welchen besonderen Angeboten und Zugeständnissen versuchen Sie Kunden zu akquirieren?

Wir haben seit jeher variable Vergütungs-Konzepte, da jeder Job bei uns unterschiedlich ist. Und wir sprechen schon immer sehr ergebnisoffen mit wirklich Jedem, der Interesse an einer Zusammenarbeit hat. Wir können natürlich aufgrund unserer Netzwerkstruktur viel flexibler agieren, als etablierte Agenturen. Aber alles ist auch eine Frage der Haltung. Wenn Kreative sich als mehr als vertrauensvolle Begleiter sehen, wird auch in den Vereinbarungen mehr Kreativität möglich sein. Es werden Verträge geschlossen, die für beide Seiten gut tragbar sind. Freelancer müssen vielleicht erkennen, was da gerade passiert: Alle Systeme werden auf Null gesetzt. Also ist jetzt die beste Zeit um inne zu halten und sich vorzubereiten auf das, was da kommt.

Haben Sie sich schon schlau gemacht, inwieweit Sie Unterstützung von staatlicher Seite erwarten können?

Ich denke jeder freiberufliche Kreative hat das bereits getan. Und das ist auch richtig und wichtig. Meiner Meinung nach geht es allerdings langfristig nicht um uns. In einer Krise zeigt sich, wer die wahren Helden sind. Ich denke an die Ärzte, Krankenhauskräfte, Kassiererinnen und Ehrenamtliche. Sie sollten jetzt und in Zukunft endlich die Anerkennung bekommen, die sie von der Gesellschaft verdient haben. Und damit meine ich vor allem: mehr Geld.

Ronny Weise ist Senior Texter in Berlin und arbeitet mehr als die Hälfte seiner Zeit für Direktkunden. Er engagiert sich als stellvertretender Vorsitzender beim Texterverband.

Wie erleben Sie gerade die Auftraggeber?

Schwer zu sagen. Sie sind leiser geworden, demütiger – wie wir alle. Manche verfallen kurz in Schockstarre, andere machen schlicht weiter. Und dann gibt es Kunden, die kreativ werden. Wie diese Eventagentur, die ihr Angebot blitzschnell auf Streaming umgestellt hat.

Und Ihre Auftragssituation?

Ich hatte bislang Glück. Mein Auftragsbuch scheint partiell rotstiftimmun zu sein, da viele der Kunden aus dem Nachhaltigkeitsbereich kommen. Ich arbeite unter anderem für eine Bio-Supermarktkette, ein Impact-Investment-Unternehmen und einen Bauentwickler, der intelligente, umweltfreundliche Gebäude realisiert. Im LEH wird weiter verkauft, nachhaltige Geldanlagen und grünes Bauen sind langfristige Geschäfte und entsprechend robust. Aber ja, ich höre von vielen Kollegen, dass Projekte wegfallen.

Mit welchen besonderen Angeboten und Zugeständnissen versuchen Sie Kunden zu akquirieren?

Wir als Texterverband kämpfen unter anderem dafür, dass unsere Mitglieder eine adäquate Vergütung erhalten. Es geht um die Wertschätzung qualitativer, kreativer Arbeit. Die Honorare haben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gelitten. Ich glaube nicht, dass ein Anbiedern durch Sonderangebote die Wertschätzung fördert, in die Zukunft gedacht. Nur auf Basis eines fairen Miteinanders sollten wir bereit sein, Auftraggebern entgegenzukommen. Sofern nötig mache ich, was ich kann: mehr Werbung – in eigener Sache.

Haben Sie sich schon schlau gemacht, inwieweit Sie Unterstützung von staatlicher Seite erwarten können?

Für den schlimmsten Fall bin ich gegen die Folgen von Arbeitslosigkeit versichert. Dass wir Freiberufler relativ formlos Zuschüsse beantragen können, weiß ich, weil meine Verbandskollegen vor wenigen Tagen alle wichtigen Infos zum Thema gesammelt haben. Die relevanten Links wurden per E-Mail an unsere Mitglieder verschickt. Sobald es hilfreiche Neuigkeiten gibt, posten wir die auf Facebook.

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Peter Hammer
Autor: Peter Hammer

Er begleitet seit vielen Jahren redaktionell die Agentur-Branche, kennt noch die Zeiten, als Werbung "sexy" war und mancher Protagonist wie ein Popstar gefeiert wurde. Das Hauptaugenmerk gilt aktuell den Themenfeldern "Agenturstrategie" sowie "Etats & Pitches". Vor allem interessieren ihn innovative Geschäftsmodelle und Konzepte, mit denen die Branche erfolgreich auf die permanenten Veränderungen in der Kommunikation reagieren kann.