Für die Wirtschaft hingegen sei die Arbeit Tausender Menschen im Homeoffice ein schwerer Verlust. Über lange Zeit hätten sich Wirtschaftszweige wie der Einzelhandel sowie Infrastrukturen rund um die Arbeit im Büro entwickelt. Falle diese weg, verschärften sich die ökonomischen Probleme weiter. Vom Mittagessen oder dem Pausenkaffee hingen eben auch Arbeitsplätze und Unternehmen ab, lautet das Argument.

Die Homeoffice-Steuer könnte knapp 16 Mrd. Euro einbringen

Der Autor schlägt deshalb eine Steuer in Höhe von fünf Prozent auf das Bruttoeinkommen vor. Sie soll nur an den Tagen erhoben werden, an denen auch zu Hause gearbeitet wird. Bei einem Bruttoverdienst von rund 40.000 Euro im Jahr seien dies rund 7,50 Euro pro Homeoffice-Tag. Der Staat könnte auf diese Weise rund 15,9 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen, rechnet der Analyst vor. Mit dem Geld könnten dann diejenigen unterstützt werden, die ein geringes Einkommen haben oder ihre Arbeit in der Corona-Krise verloren haben.

Schließlich hätten hauptsächlich besser Verdienende die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. In vielen systemrelevanten Berufen mit niedrigeren Einkommen gebe es diese Wahl hingegen häufig nicht.

Dieser Umverteilungsvorschlag ist nicht neu und wird grundsätzlich von vielen Ökonomen geteilt. Dennoch stößt die Art und Weise auf Kritik. "Ich finde das unter Gerechtigkeitspunkten nicht wirklich nachvollziehbar", sagt BTU-Wirtschaftsprofessor Schnellenbach. "Wenn man umverteilen will, dann kann man das am Einkommen festmachen. Ob jemand im Homeoffice arbeitet, ist kein Indikator für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit."

So sieht es auch Stefan Bach, Steuerexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): "Das Argument der gerechten Verteilung der Krisenkosten ist gut, aber das soll man am Einkommen messen und nicht daran, ob Menschen im Homeoffice sitzen." Zudem gehe die politische Diskussion derzeit in die entgegengesetzte Richtung.

In der großen Koalition wird derzeit darüber debattiert, die Arbeit zu Hause auf eine neue rechtliche Grundlage zu stellen. Neue Steuern sind da nicht vorgesehen, dafür aber Steuererleichterungen. Mobiles Arbeiten spare einerseits Zeit, Verkehr und CO2, heißt es etwa in einem Papier der Unionsfraktion. Andererseits entstünden Kosten etwa für Breitbandzugänge oder Materialien. Hinzu kommen höhere Kosten für Wasser und Energieversorgung. Diese Kosten werden im Aufsatz nicht genannt.

Dafür gebe es schon heute die Regelungen zur Anerkennung eines Arbeitszimmers bis zur Höchstsumme von 1250 Euro, schreibt die CDU/CSU-Fraktion. Künftig solle der Arbeitgeber mobil Arbeitenden Kosten steuerfrei ersetzen dürfen, selbst wenn einzelne Elemente wie ein Breitbandanschluss auch privat mitgenutzt werden.

Matthias Arnold, dpa