"Musik wird als Waffe eingesetzt"

"Künstliche Intelligenz bedeutet, dass Computer Informationen hundertmal schneller verarbeiten können, um eine höhere Trefferquote zu erzielen", so Sangita gegenüber der Musik- und Eventplattform Resident Advisor. "Musik wird als Waffe eingesetzt. Das kann ich nicht unterstützen, also habe ich mich bereits abgemeldet und plane nun, meine gesamte Musik von Spotify herunterzunehmen [...] Wir glauben an Musik als mächtiges Werkzeug für den Frieden, ansonsten ist das ein kompletter Widerspruch zu unserer Musikphilosophie."

Macht es nicht besser: Die Technologie soll nur an demokratische Staaten gehen

Helsing wurde Anfang des Jahres von Gundbert Scherf, einem ehemaligen Mitarbeiter des Bundesverteidigungsministeriums, sowie Torsten Reil, ehemaliger CEO des Gaming-Start-ups NaturalMotion, und dem Physiker Niklas Höhler gegründet. Nach Angaben von Pitchbook wird Helsing "eine Software mit künstlicher Intelligenz entwickeln, um Daten aus Infrarot-, Video-, Sonar- und Funkfrequenzen zu integrieren, die von Sensoren in Militärfahrzeugen erfasst werden, um ein Echtzeitbild des Schlachtfelds zu erstellen, das es den Kunden ermöglicht, schnellere und zuverlässigere Entscheidungen zu treffen". Zur Zielgruppe gehören dabei Armeen, Sicherheitsbehörden und Waffenhersteller. Man sei jedoch darauf bedacht, dass die Aufklärungstechnologie nur demokratischen Staaten übergeben werde, heißt es vonseiten des Unternehmens.

Sangita: "Möchte , dass sie 100 Millionen Euro verlieren."

Dennoch: Die Twitter-Gemeinde ist nicht erfreut und erst recht nicht überzeugt. Eine Auswertung der Antworten unter Eks Tweet von Resident Advisor zeigt, dass 80 Prozent negativ waren, ebenso wie 95 Prozent der Retweets. "Langjähriger Spotify-Nutzer seit 2007. Heute kündige ich meine Mitgliedschaft", so und so ähnlich lauten die Antworten unter der Ankündigung. Viele Künstler:innen kündigten an, zu anderen Plattformen zu wechseln. Spotify stand schon in der Vergangenheit massiv in der Kritik, die Creators auf der Plattform nicht angemessen zu beteiligen.

Nutzer:innen wie Sangita vergleichen schon länger Alternativen zu Spotify und begrüßen den Wechsel zu Tidal und Drittanbietern wie Tune My Music und Soundiiz, die dabei helfen, Musik und Playlists zu übertragen. "Das zeigt, dass das Geld zu Spotifys Konkurrenz fließt", so Sangita gegenüber RA. "Ich möchte, dass sie 100 Millionen Euro verlieren und erkennen, dass die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher mächtig sind und ihr Geschäftsmodell durchaus gefährden können."

Nach Angaben der Plattform Deutsche Startups konnte Helsing bereits im Mai 2021 eine Investition der Zalando-Macher Robert Gentz und Rubin Ritter verbuchen. Der Shitstorm blieb jedoch aus.


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.