Chefredakteurin von „Bild am Sonntag“ übernimmt

Nach Andeutungen des Satirikers Jan Böhmermann in seiner ZDF-Show vor gut einer Woche hatte der "Spiegel" unter Berufung auf Informationen berichtet, dass es Vorwürfe von mehreren Beschäftigten geben soll. Das Nachrichtenmagazin schrieb von Machtmissbrauch und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen.

In der Zwischenzeit übernimmt die Chefredakteurin von "Bild am Sonntag" und Mitglied der Chefredaktion der Bild-Gruppe, Alexandra Würzbach, die Führung der Redaktion. Bei der Aufklärung der Hinweise auf mögliche Compliance-Verstöße innerhalb der "Bild"-Redaktion hat das interne Compliance-Management externe Experten hinzugezogen, wie Springer bestätigte.

"Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen"

Das Medienhaus betonte zudem: "Axel Springer hat immer und sehr grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Gerüchten, Hinweisen und Beweisen. Wenn aus Gerüchten über andere Personen konkrete Hinweise von Betroffenen selbst werden, beginnt das Unternehmen - wie im aktuellen Fall - sofort mit der Aufklärungsarbeit." Wenn aus Hinweisen Beweise werden, handele der Vorstand. "Diese Beweise gibt es bisher nicht. Auf Basis von Gerüchten Vorverurteilungen vorzunehmen, ist in der Unternehmenskultur von Axel Springer undenkbar."

Reichelt schrieb in der internen Nachricht an die Kolleginnen und Kollegen auch: "Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen Bild und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt."

Die Stationen des Julian Reichelt

Der Journalist ist seit 2002 beim Konzern Axel Springer in unterschiedlichen Funktionen tätig. Nach dem Abschluss an der Springer-Journalistenschule begann er 2004 im Nachrichten-Ressort von "Bild", 2007 wurde er "Bild"-Chefreporter. Reichelt berichtete häufig aus Krisengebieten. 2014 übernahm er den Posten Chefredakteur bild.de. Im Februar 2017 wurde er neben der Tätigkeit als Chefredakteur Bild Digital zusätzlich Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktion und trägt seither die übergeordnete redaktionelle Verantwortung der Bild-Marke. 2018 trat er dann zudem den Posten des Chefredakteurs Bild Print an. Im vergangenen Sommer wurde Reichelts Position im Konzern nochmals gestärkt: Der Chefredakteur wurde Sprecher der Geschäftsführung für die Bild-Marke.

Die bundesweit verkaufte Auflage der Tageszeitung lag im vierten Quartal 2020 nach Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) bei rund 1,2 Millionen Exemplaren. In dem ausgewiesenen Wert sind auch die Exemplare der Berliner Boulevardzeitung "B.Z." (rund 86 000) enthalten. Die Gesamtzahl ist rückläufig.