Streaming:
NewTV-Report: Disney+ verdrängt Netflix nicht
Die Studie NewTV-Report von Nextmedia.Hamburg untersucht das Video-Streaming-Verhalten während der Corona-Krise. Fast die Hälfte der Nutzer ist mit den Empfehlungen der Algorithmen unzufrieden.
Seit vergangener Woche ist der neue Streamingdienst Disney + in Deutschland am Start. Was heißt das für den Platzhirsch Netflix hierzulande? Geht es nach der Einschätzung der Nutzer, nicht viel. Denn der NewTV-Report von Nextmedia.Hamburg zeigt, dass nur acht Prozent der Deutschen glauben, dass es Disney+ gelingen wird, Netflix im Bereich der Familienunterhaltung zu verdrängen. Jeder Zweite (49 Prozent) ist bei dieser Frage noch unentschieden und kann den Erfolg von Disney+ nicht so richtig abschätzen. 43 Prozent sind davon überzeugt, dass sich Netflix auch im Bereich der Familienunterhaltung gegen Disney+ durchsetzen wird.
Öffentlich-rechtlichen Mediatheken könnten Netflix Nutzer abjagen
Die Netflix-Nutzerschaft ist also treu. Dafür spricht auch, dass mehr als die Hälfte der Netflix-User (53 Prozent) ihr Abonnement auch dann nicht kündigen würde, wenn die öffentlich-rechtlichen Mediatheken ihr Angebot verbessern würden.
Aber: Jeder dritte Netflix-Abonnent (30 Prozent) würde eine Kündigung des Streaming-Vertrags in Betracht ziehen, wenn die Mediatheken von ARD und ZDF eine größere Auswahl an Inhalten hätten. 29 Prozent würden das Abo kündigen, wenn die Inhalte passender wären.
Auch eine längere Aufrufbarkeit von Inhalten wäre ein Pluspunkt. Das würden sich 21 Prozent der Netflix-Nutzer wünschen. Eine bessere Bedienbarkeit der Seite (14 Prozent) und die Qualität der Inhalte (9 Prozent) sind jedoch kaum Kündigungsgründe.
Fußball soll umsonst sein
Mit Blick auf die Vergabe der Verwertungsrechte der Fußball-Bundesliga in den Medien sind diese Ergebnisse spannend: Die Hälfte der deutschen Fußballinteressierten ist nicht bereit, für Live-Übertragungen der Fußball-Bundesliga zu zahlen. Und wenn schon gezahlt wird, dann bitte im Rahmen:
88 Prozent der Fußballinteressierten sind nicht bereit, mehr als 20 Euro für die Live-Übertragung aller Fußball-Bundesliga-Spiele zu zahlen. 71 Prozent wollen nicht mehr als 10 Euro bezahlen.
Je jünger der Fußball-Fan, desto höher die generelle Zahlungsbereitschaft für die Übertragung aller Fußball-Bundesliga-Spiele. Während 63 Prozent der über 65-Jährigen nicht dazu bereit sind, für die Übertragung der Fußball-Bundesliga-Spiele zu zahlen, sind es bei den 18- bis 29-jährigen Fußballinteressierten nur 34 Prozent.
Schlechte Algorithmen
Generell gibt es Optimierungswünsche an Streaming: Demnach bekommen 46 Prozent der Nutzer von Streamingdiensten selten bis nie passende Streaming-Empfehlungen, so der NewTV-Report.
Nur 19 Prozent der Nutzer sind mit den algorithmusbasierten Anregungen zufrieden. Unter den Jüngeren ist die Zahl der zufriedenen Nutzer mit 28 Prozent allerdings höher als die Zahl der unzufriedenen Nutzer (26 Prozent). 54 Prozent der 50- bis 65-jährigen Abonnenten empfinden die Empfehlungen aber als unpassend, bei den über 65-Jährigen sind es 66 Prozent.
Kein Verzicht für die Umwelt
Das Commitment der Jungen scheint groß. Auch trotz Umweltbewusstsein und Fridays for Future: Nur 19 Prozent der 18- bis 29-jährigen Online-Streamer würden der Umwelt zuliebe auf die Nutzung von Streamingdiensten verzichten.
Bei den 50- bis 65-jährigen Streamingnutzer könnten sich 30 Prozent vorstellen, zum Schutze der Umwelt auf die entsprechenden Angebote zu verzichten, bei den über 65-Jährigen Nutzern sind es sogar 40 Prozent. Insgesamt kann sich allerdings nur jeder Vierte vorstellen, aus Klimaschutzgründen auf das Online-Streaming zu verzichten.
Der NewTV-Report wurde vom Umfrageinstitut Civey erstellt. Das Institut verfügt über ein Umfrage-Netzwerk von 25 000 Webseiten. Die jeweiligen Fragen wurden spezifischen Zielgruppen gestellt, insbesondere Streamingdienst-Nutzern und Fußballinteressierten.