Feldhoff wies auf die vergangenen eineinhalb Jahre der Corona-Pandemie hin. Auch wenn in dieser Zeit manche Frage wie aus dem Themenkatalog von Verschwörungstheoretikern klang: Seibert verlor nur selten die Geduld. Auch er hatte seine Sprechzettel, aber ein stures Ablesen wie bei anderen, die regelmäßig in der Bundespressekonferenz auf der Sprecherbank saßen, erlebten die Journalisten bei ihm nie. Emotionale Regungen zeigte Seibert ähnlich selten wie Merkel. Am ehesten erlaubte er sich ein verschmitztes, fast jungenhaftes Schmunzeln.

International gilt die BPK als einmalige Institution, da die Bundesregierung ihre Sprecher dreimal pro Woche in eine von den Journalisten organisierte Pressekonferenz schickt. Auf deren Gestaltung hat die Regierung selbst keinen Einfluss. Alles darf dort gefragt werden. Seibert betonte, dass er immer sehr gerne hierher gekommen sei, auch wenn es nicht immer so ausgesehen habe. "Das Dumme bei mir ist, dass wenn ich sehr konzentriert bin, ich auch sehr grimmig gucke. Das ließ sich nicht abstellen elf Jahre lang."

Seibert war vor seinem Job als Regierungssprecher schon einem Millionenpublikum in Deutschland bekannt. Mehr als 20 Jahre arbeitete er zuvor für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) als Journalist. Er wurde eines der bekanntesten Gesichter des öffentlich-rechtlichen Senders, vor allem mit den Nachrichtenformaten "heute" und "heute journal". Immer wieder war darüber spekuliert worden, ob es eine Rückkehr zum ZDF geben könnte. Vom Sender ist auf Nachfrage zu hören: "Im ZDF gibt es zurzeit keine entsprechenden Planungen."

Auch wenn der 61-Jährige geht, sein Twitteraccount bleibt erhalten. Er wird archiviert, sozusagen "versteinert", wie es Seibert ausdrückte. "Meine persönlichen Social-Media-Pläne sind noch nicht existent." Auch andere Journalistenfragen blieben am Montag unbeantwortet: Wird er ein Buch schreiben? Was macht er überhaupt nach dem Ausscheiden? Doch Seibert blieb sich bis zuletzt treu: "Also, wir bleiben mal schön dabei, dass wir hier über Regierungspolitik berichten."

Als Abschiedsgeschenk gab es einen Messerschleifer. Weil Seibert laut Feldhoff gerne kocht. Und um ihn daran zu erinnern, "dass wir uns hin und wieder ein paar schnittigere Antworten gewünscht hätten".

Seiberts Abschiedsworte an die Journalisten: "Ich danke Ihnen, alles Gute. Wenn sich ein Wiedersehen ergibt, wäre es schön. Ansonsten: Leben Sie wohl."

Anna Ringle und Ulrich Steinkohl, dpa