Unternehmensstrategie:
ViacomCBS setzt auf das Streaming-Geschäft
Das erste Quartalsergebnis des fusionierten Medienkonzerns ist eher durchwachsen. Doch schon für die nahe Zukunft hofft das Unternehmen auf ein starkes Wachstum im Videostreaming-Bereich.
Nicht ganz nach dem Geschmack der Börsianer fielen die Unternehmenszahlen von ViacomCBS für das vierte Quartal 2019 aus – das erste nach der offiziellen Fusion der beiden Medienkonzerne am 4. Dezember vergangenen Jahres. Der Umsatz lag mit 6,87 Milliarden Dollar knapp unterhalb der von Analysten erwarteten 7 Milliarden Dollar.
Als Gründe für das schwächere Abschneiden wurden der Reichweitenrückgang bei den klassischen Fernsehsendern genannt sowie schwächere Einnahmen des Hollywood-Studios Paramount. Der Börsenkurs von ViacomCBS stürzte nach der Ergebnispräsentation um 18 Prozent ab.
Bob Bakish, President & CEO des Konzerns, gab sich jedoch äußerst optimistisch. "In weniger als drei Monaten nach Abschluss der Fusion haben wir entscheidende Fortschritte bei der Integration und Transformation von ViacomCBS gemacht", so Bakish. "Wir sehen die unglaubliche Möglichkeit, unser ganzes Potenzial als einer der größten Content-Produzenten und -Providern der Welt auszuspielen."
Wachstumschancen sieht Bakish vor allem beim Videostreaming-Geschäft. Bis Ende dieses Jahres will ViacomCBS mit seinen beiden Streamingdiensten CBS All Access und Showtime die Marke von 16 Millionen Abonnenten erreichen. Ende vergangenen Jahres verzeichneten die Dienste zusammen erst 11 Millionen. Bis Ende 2022 sollen es dann bereits 25 Millionen sein.
"House of Brands"-Strategie
Laut dem Konzernchef beliefen sich im vergangenen Jahr die gesamten Einnahmen aus dem Streaming- und Digitalvideo-Geschäft inklusive Abo-Erlösen und Werbeeinnahmen auf dem US-Heimatmarkt auf rund 1,6 Milliarden Dollar. "Wir sehen dies als Schlüsselmetrik für ViacomCBS und erwarten Wachstumsraten zwischen 35 und 40 Prozent in diesem Jahr, bei einer relativ mäßigen Zunahme der operativen Kosten", so Bakish weiter.
Er bestätigte zugleich, dass der Streamingdienst CBS All Access, dessen Abo-Gebühr bei monatlich 5,99 Dollar liegt, unter einer "House of Brands"-Strategie stark erweitert wird. Danach sollen dem Angebot 30.000 Video-on-demand-Episoden der ViacomCBS-Medienmarken MTV, Nickelodeon, Comedy Central, BET und Smithsonian Channel hinzugeführt werden ebenso wie 1000 Filmtitel aus der Bibliothek von Paramount Pictures.
Außerdem gab Bakish bekannt, dass der werbefinanzierte Streamingdienst Pluto TV, den ViacomCBS Anfang 2019 für 340 Millionen Dollar übernommen hatte, auf dem US-Markt mittlerweile 22 Millionen aktive Nutzer verzeichnet – ein Plus von 75 Prozent gegenüber 2018. Bis Ende dieses Jahres sollen es 30 Millionen sein.
Auch bei den "ersten Schritten" einer internationalen Expansion der Streamingdienste spielt Pluto TV eine wichtige Rolle. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Großbritannien ist das Angebot bereits auf dem Markt, der Launch in Lateinamerika erfolgt nächsten Monat. Der Streamingdienst All Access wurde zudem in Kanada und Australien gelauncht.
Fusion beim dritten Anlauf
CBS und Viacom, Tochterfirmen der Unternehmensholding National Amusements, an der die Familie des 96-jährigen Patriarchen Sumner Redstone 80 Prozent der stimmberechtigten Anteile hält, hatten bis 2005 unter einem Dach agiert, sie wurden dann allerdings in zwei unabhängige Unternehmen, die CBS Corporation und die (neue) Viacom mit Kabelsendern wie MTV, Nickelodeon und Comedy Central, gesplittet.
Redstones Tochter Shari Redstone, Präsidentin von National Amusements sowie Chairwoman von ViacomCBS, hatte seit Jahren die Wiedervereinigung der beiden Unternehmenstöchter betrieben. Nach zunächst zwei gescheiterten Anläufen kam es beim dritten Versuch Ende vergangenen Jahres zur offiziellen Fusion.