Wirecard lieferte angeforderte Dokumente nicht

Die KPMG-Prüfer beklagen, dass die Wirecard AG im Verlauf der Untersuchung angeforderte Dokumente "teilweise nicht bzw. erst mehrere Monate nach Anforderung" lieferte. Und ein dritter Kritikpunkt ist, dass die Verträge mit Kunden und Partnern für die Prüfer nicht einseh- beziehungsweise nicht nachvollziehbar waren. KPMG bezweifelt, dass die Reichweite der Risiken des Drittpartner-Geschäfts für Investoren "ausreichend erkennbar" war.

Vorstandschef Braun sagte dazu, es habe sich um eine "forensische Untersuchung" gehandelt, bei der die Anforderungen wesentlich höher seien als bei der regulären Bilanzprüfung. "Forensisch" bedeutet bei Wirtschaftsprüfern, dass gezielt nach Betrugsindizien gesucht wird. Anders als bei regulären Bilanzprüfungen, für die die internen Dokumente des geprüften Unternehmens genügen, nehmen die Prüfer dabei auch Einblick in externe Unterlagen, um die Plausibilität der Buchungen zu prüfen.

Die Drittfirmen stellten laut KPMG die angeforderten Unterlagen nicht zur Verfügung - anders als eine Staatsanwaltschaft haben Wirtschaftsprüfer kein Recht auf Akteneinsicht. Das Drittfirmen-Geschäft lief über zwei Tochtergesellschaften, Wirecard UK & Ireland sowie die Cardsystems Middle East, verwaltet wurden die Zahlungseingänge von einem ungenannten Treuhänder, der seit dem vergangenen Oktober nicht mehr für Wirecard tätig ist. Laut KPMG gab es auf den Treuhandkonten Einzahlungen von einer Milliarde Euro, bei denen unklar ist, ob sie tatsächlich von den Wirecard-Partnerfirmen stammten. Der Ex-Treuhänder reagierte demnach auch nicht auf Anfragen.

KPMG bemängelt mangelnde Vorsichtsmaßnahmen

KPMG bemängelt in dem Bericht darüber hinaus mangelnde Vorsichtsmaßnahmen bei Wirecard, um möglichen Manipulationen vorzubeugen: «Vor diesem Hintergrund sind die eingerichteten internen Kontrollen aus Sicht von KPMG nicht vollumfänglich ausreichend, um die Höhe und Existenz der Umsatzerlöse im Untersuchungszeitraum vollumfänglich sicherzustellen.» Vorstandschef Braun sagte dazu, diese Mängel seien bekannt und würden abgestellt: "Wir sind massiv dabei, die Strukturen anzupassen."

Die Veröffentlichung der Bilanz für 2019 wird sich nun bis in den Mai verzögern. Diesen Termin hatte Wirecard bereits einmal verschoben. Auch bei der Veröffentlichung des KPMG-Berichts hielt das Unternehmen die selbst gesetzten Termine nicht ein. Die Prüfer machten für die Verzögerung Wirecard verantwortlich.