Technik-Kolumne:
TechTäglich: Apple-Brille kostet 3.000 Dollar
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Mixed Reality von Apple und mit dem ersten fliegenden Rennauto.
Die Apple-Brille kostet 3.000 Dollar
Apple macht nicht nur mit seinem Auto ernst – sondern auch mit der Datenbrille, die es derzeit offenbar unter dem Codenamen N301 entwickelt. Bis das Gerät 2022 für rund 3.000 Dollar auf den Markt kommt, erhält es sicherlich noch einen hübscheren Namen und ein attraktiveres Design als der Prototyp, den The Information jetzt zeigt. Das Technik-Magazin will aus Apple-nahen Kreisen jede Menge Details zu dem Projekt erfahren haben. Demnach handelt es sich um eine Mixed-Reality-Brille, die sowohl Virtual Reality (VR) als auch Augmented Reality (AR) darstellen kann. Nutzer können also komplette VR-Grafiken sehen – aber auch das echte Bild ihrer Umgebung, gemischt mit Computergrafik. Damit würde sich die N301 deutlich von Konkurrenten wie Facebooks Oculus-Datenbrillen unterscheiden, die nur auf virtuelle Realität setzen.
Der Mix aus künstlicher und echter Welt wäre wohl das entscheidende Verkaufsargument für die Apple-Neuheit im Skibrillen-Design. Weil die N301 wie klassische VR-Brillen mit abgedeckten Augengläsern arbeitet, können Nutzer die Welt um sich herum bei AR-Anwendungen allerdings nicht in echt sehen. Das Livebild wird stattdessen mit mehr als einem Dutzend Kameras auf die beiden 8K-Displays übertragen. Warum man sich erst eine Brille aufsetzt, um seine Umgebung dann per Kamera zu sehen, statt mit den eigenen Augen – dafür wird das Apple-Marketing sicherlich noch gute Argumente finden. Die N301 ist nicht zu verwechseln mit der "Apple Glass", also mit der Augmented-Reality-Brille, die tatsächlich wie eine echte Brille aussieht, und die "nur" Computergrafik ins Sichtfeld des Trägers einblendet. Sie könnte 2023 für rund 500 Dollar kommen.
Amazon überwacht Fahrer per Kamera
Big Amazon is watching you! Der Internetkonzern überwacht seine Fahrer zunächst in den USA jetzt mit Kameras in den Lieferfahrzeugen. Das System, das Amazon in einem Video vorstellt, dient offiziell der Sicherheit der Kuriere – dürfte aber vor allem dazu gedacht sein, sie zu noch schnellerer und effizienterer Arbeit anzutreiben. "Wir investieren in die Sicherheit unseres gesamten Betriebes, und haben vor kurzem damit begonnen, branchenführende, kamerabasierte Sicherheitstechnik in unserer Lieferflotte einzuführen", erklärte Sprecherin Deborah Bass. Sobald das Auto startet, nehmen vier HD-Kameras der kalifornischen Firma Netradyne die Fahrer ins Visier.
Das System namens Driveri überträgt laut Engadget keine Livebilder an Amazon. Es zeichnet aber alle Aktivitäten im Auto auf. Und es lädt automatisch Videosequenzen zu Amazon hoch, sobald es per künstlicher Intelligenz einen von 16 möglichen Fehlern erkennt, die ein Fahrer begehen kann. Dazu gehören zu hohes Tempo, das Überfahren eines Stoppschilds, zu abruptes Bremsen oder das Nichtanlegen des Sicherheitsgurts. Eine Stimme weist die Fahrer dann auf ihr "Vergehen" hin. Ein Amazon-Kurier ahnt bereits, was das bedeutet: "Es macht einen ohnehin schon schwierigen Job noch stressiger, wenn wir uns um jeden angeblichen Fehler Sorgen machen müssen, den die künstliche Intelligenz zu erkennen meint." Da klingt es beinahe zynisch, wenn Amazon erklärt, dass die Überwachung darauf angelegt ist, "die Fahrer für den Erfolg vorzubereiten". In Deutschland dürfte so ein System arbeitsrechtlich gar nicht erlaubt sein.
Threema: WhatsApp-Alternative mit vielen neuen Funktionen
Weil WhatsApp künftig noch neugieriger wird, sind jede Menge Nutzer auf der Suche nach einer Messenger-Alternative, die ihre Privatsphäre respektiert. Neben Signal steht dabei vor allem Threema im Blickpunkt. Im App Store für iOS liegt der datenschutzfreundliche Schweizer Messenger aktuell auf Platz eins der Social-Media-Apps, und im Google Play Store dürfte es kaum schlechter laufen. Mit den jüngsten Aktualisierungen auf Version 4.6.5 für iOS und 4.5 für Android wird Threema als WhatsApp-Alternative jetzt noch interessanter. Denn sie bringen Komfort-Funktionen, wie sie auch WhatsApp-Nutzer kennen und erwarten.
Mit dem Update bietet Threema (Motto: "Sicher. Anonym. Privat.") erstmals eine globale Suche über alle Chats hinweg – und nicht mehr nur für einzelne Unterhaltungen. Eine eigene Mediengalerie sorgt für bequemeres Verschicken und Verwalten von Fotos und Videos. Bilder lassen sich dabei vor dem Senden noch bearbeiten. Neu sind auch über 100 frische Emojis, einfacheres Zitieren aus anderen Quellen – und vor allem Gruppenchats mit bis zu 256 Teilnehmern. Wenn ein Nutzer Stichworte eingibt, schlägt künstliche Intelligenz jetzt zum Thema passende Fotos vor. Im Gegensatz zum kostenlosen WhatsApp kostet Threema weiterhin einmalig 3,99 Euro – ein überaus fairer Preis, der Nutzer, die ihre Privatsphäre schützen wollen, nicht vom Umstieg abhalten sollte.
Nokia: Familien-Smartphone für 99 Euro
Bei Smartphones unter 100 Euro handelt es sich oft um technisch problematische Billig-Geräte, von denen Käufer die Finger lassen sollten. Nokia will das jetzt ändern, mit einem ausgesprochenen "Familien-Smartphone" für 99 Euro. Das Nokia 1.4 erscheint im März und soll Kindern, Teenagern oder auch den Großeltern einen günstigen Einstieg in die Smartphone-Welt bieten. Juho Sarvikas, US-Chef von Nokia-Markeninhaber HMD Global, erklärt dazu: "Als Vater von zwei Kindern kann ich die Herausforderungen nachvollziehen, vor denen viele Familien stehen, wenn sie so viele Aktivitäten zu Hause unterbringen müssen“ – und wenn das erste Smartphone für die Kids ansteht.
Das Nokia 1.4 bietet solide Technik mit einem großen 6,5-Zoll-Display und 269 ppi Bildschärfe. Das ist nicht allzu weit entfernt von den 326 ppi, die beim iPhone über Jahre hinweg Standard waren. Die Zweifach-Kamera auf der Rückseite beherrscht laut XDA Developers Tricks wie einen Nachtmodus und Portraits mit unscharfem Hintergrund. Der Akku dürfte mit 4.000 mAh recht lange durchhalten. Für Familien noch wichtiger ist aber die Zukunftssicherheit. Das neue Nokia wird zwar mit Android 10 Go ausgeliefert. Es lässt sich aber auf Android 11 Go sowie auf künftige Android-Versionen aufrüsten. Nokia verspricht Sicherheits-Updates zumindest für die nächsten drei Jahre.
Das erste fliegende Rennauto
Rennsport in der Luft – das gab es bereits zwischen 2003 und 2019 beim Red Bull Air Race. Damals waren aber noch Sportflugzeuge unterwegs, und haben Hindernisse durchflogen. Das australische Unternehmen Alauda Racing will nun erstmals Rennautos in die Luft bringen. Dazu hat die Firma den Airspeeder entwickelt – ein elektrisches Flugtaxi in Rennsport-Ausführung. Die Australier gaben jetzt bekannt, dass sie noch dieses Jahr die Airspeeder-Rennserie starten. Vorerst steuern die Piloten ihre Fluggeräte dabei noch vom Boden aus per Fernbedienung.
Ab 2022 sollen sie dann aber einsteigen und die Flugautos selbst steuern – in einer Art Luft-Formel-1, oder auch in einer echten Version der Pod-Rennen aus den Star-Wars-Filmen. Die Airspeeder starten und landen senkrecht wie ein Hubschrauber. In der Luft werden sie mit Hilfe von Propellern über 120 km/h schnell. An der Entwicklung waren laut ESPN Partner wie McLaren, Boeing, Jaguar/Land Rover, Rolls-Royce und Brabham beteiligt. Die Initiatoren erhoffen sich nicht nur spannenden und völlig neuen Rennsport, sondern auch Impulse für die Weiterentwicklung solcher eVTOL-Fluggeräte ("Electric Vertical Take-Off and Landing"), auf die auch der deutsche Hersteller Volocopter setzt.
Ab Montag hebt an dieser Stelle wieder der Kollege Michael Gronau aus Berlin ab, und präsentiert drei Tage lang die spannendsten Tech-News. Wir wünschen ein schönes Wochenende!