Tech-Kolumne:
TechTäglich: PlayStation 5 – Aus für VR?
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit der neuen Sony-Konsole und mit dem Fake-Phone von Drogenboss Escobar.
PlayStation 5: Website da, VR weg
Während Microsoft die künftige Xbox Series X längst vorgezeigt hat, macht Sony nach wie vor ein Staatsgeheimnis aus der PlayStation 5. Nun ist zumindest die offizielle deutsche Website zur PS5 an den Start gegangen. Aber auch sie wirft mehr Fragen auf, als Antworten zu liefern. Schon die Überschrift klingt kryptisch. "PlayStation 5 in Kürze erhältlich. Ab Weihnachten 2020", schreibt Sony. Ist im Februar tatsächlich schon „in Kürze“ wieder Weihnachten? Und die Erwartungen, dass die PS5 in absehbarer Zeit präsentiert wird, dämpft Sony mit diesem Satz: "Es dauert allerdings noch etwas, bis wir die nächste PlayStation-Generation komplett zeigen können."
Beobachter waren zuletzt davon ausgegangen, dass die Japaner das Geheimnis am 29. Februar lüften. Denn an diesem Tag ist eine konzerneigene Event-Location in New York gebucht. Schlussendlich entpuppt sich die neue PS5-Website derzeit nur als Tool zum Datensammeln – um an die Adressen von Besuchern zu kommen, die sich für einen PlayStation-5-Newsletter eintragen. Von Virtual Reality dürfte in diesem Newsletter im Übrigen nicht mehr viel zu lesen sein. Denn Sony hat jetzt sang- und klanglos sein VR-Studio in Manchester geschlossen, das seit 2015 kein einziges Spiel zustande gebracht hat. Bereits zuvor stellten zwei der hauseigenen VR-Entwickler den Betrieb ein. Und von einem Nachfolger der Datenbrille PlayStation VR gibt es bisher keine Spur. Die Indizien weisen darauf hin, dass Sony die gefloppte Technik mit der PlayStation 5 endgültig begräbt.
Apple verkauft mehr Uhren als die Schweiz
Da werden die Eidgenossen zu Neidgenossen: Apple hat 2019 erstmals über ein komplettes Jahr hinweg mehr Uhren verkauft als die komplette Schweizer Uhrenindustrie. Die Analysten von Strategy Analytics gehen von knapp 31 Millionen verkauften Exemplaren der Apple Watch aus – ein Anstieg von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Schweizer Herstellern wie Swatch, Tissot oder TAG Heuer, die 21,1 Millionen Uhren absetzten, ging es dagegen um 13 Prozent bergab.
Apple gibt zwar keine Verkaufszahlen einzelner Geräte mehr an. Aber weil Strategy Analytics seine Daten direkt aus dem Handel bezieht, gelten die Zahlen laut The Verge als realistisch. Die Experten machen den Schweizern auch keine Hoffnung auf eine Umkehr des Trends. Ihre Einschätzung: "Klassische analoge Armbanduhren sind bei älteren Verbrauchern nach wie vor beliebt. Aber jüngere Käufer tendieren zu computerisierten Uhren. Und das Fenster für die Schweizer Hersteller, erfolgreich Smartuhren zu verkaufen, schließt sich. Sie verlieren den Smartuhr-Krieg."
Smarthome: Gefahr durch Philips-Hue-Lampen
Sie sorgen für prächtige Lichtstimmungen. Aber in Sachen Sicherheit im Smarthome sind die Hue-Lampen von Philips offenbar keine Leuchten. Die Spezialisten von Check Point haben jetzt herausgefunden, dass Hacker wegen einer Sicherheitslücke die Kontrolle über Hue-Systeme übernehmen und die Lampen über einen Rechner mit Funkverbindung nach Belieben steuern können. Diese Lücke besteht nach wie vor. Ein viel größeres Leck hat Philips nach der Warnung durch Check Point bereits geschlossen. Dabei war es möglich, über die gehackten Lampen die Kontrolle über das gesamte Smarthome-System zu übernehmen, einschließlich Computern, Smartphones und anderen per WLAN verbundenen Geräten.
Die Sicherheitslücke ist im Smarthome-Protokoll Zigbee entstanden, das Philips und andere Firmen wie Amazon, Bosch, Ikea oder Samsung für die Steuerung ihrer Geräte nutzen. Die Attacke funktionierte laut 9to5Mac so: Hacker manipulieren Hue-Leuchten so lange, beispielsweise durch Flackern oder Farbänderungen, bis der entnervte Nutzer die Lampen auf seinem Smartphone löscht und neu installiert. Bei dieser Neuinstallation können die Angreifer die Kontrolle über das Smarthome übernehmen. Philips hat sich bei den Sicherheitsexperten für den Hinweis bedankt und empfiehlt allen Hue-Nutzern, Firmware und App ihrer Lampen auf den neuesten Stand zu bringen.
Coronavirus: "Influencer" stoppt Flugzeug
Wenn der Influencer quasi auf Influenza trifft – dann wird’s gefährlich. Der selbsternannte Instagram-Influencer und "aufstrebende Musiker" James P. aus Kanada hat dafür gesorgt, dass ein Urlaubsflieger der Fluglinie Westjet auf dem Weg von Toronto nach Jamaika umkehren musste. Er war während des Flugs aufgestanden und hatte den Mitreisenden lauthals erklärt: "Ich komme gerade aus Hunan zurück, dem Zentrum des Coronavirus. Und mir geht es nicht besonders gut." Dabei filmte er sich mit dem Smartphone, um ein Spaßvideo für seine (durchaus bescheidenen) 35.000 Follower zu drehen.
Das Personal gab laut Toronto CityNews sofort Schutzmasken aus und verfrachtete P. in den hinteren Teil des Flugzeugs. Wegen der verängstigten Passagiere und der Unruhe an Bord kehrte der Pilot nach Toronto zurück. Er mache immer wieder in Flugzeugen solche "Späße", erklärte der verwirrte "Beeinflusser", dessen Instagram-Account mittlerweile auf "privat" geschaltet ist. Videos zeigen, wie ihn die Mitreisenden beim Aussteigen beschimpften: "Wir könnten schon längst in der Sonne sein." P. drohen nun Schadenersatzforderungen von Fluglinie und Passagieren, die Jamaika erst mit einem Tag Verspätung erreichten.
Drogenboss Escobar: Der Fake mit seinem Falt-Phone
Erst Ende 2019 hatte Roberto Escobar, Bruder des 1993 erschossenen kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar, sein erstes eigenes Falt-Smartphone präsentiert. Das "Pablo Escobar Fold 1" sollte Apple und Samsung das Leben schwer machen. Später stellte sich allerdings heraus, dass das Escobar-Phone nur eine Modifikation des chinesischen Royole FlexPai war. Besonders rätselhaft: Das FlexPai kostete in den USA Ende letzten Jahres 1.320 Dollar – während Escobar sein Modell für nur 349 Dollar verkaufen wollte. Begründung: "Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Wir kaufen die überschüssige Produktion aus chinesischen Fabriken auf."
Kein Wunder, dass offenbar nie ein "Pablo Escobar Fold 1" einen Käufer erreichte. Jetzt geht die Kolumbien-Saga weiter. Eine sparsam bekleidete Dame stellte nun in einem Bling-Bling-Video das "Pablo Escobar Fold 2" vor – diesmal offenbar ein Klon des Samsung Galaxy Fold. Statt der knapp 2.000 Dollar, die die Koreaner verlangen, soll das neue Modell von Escobar Inc. laut CNET nur 399 Dollar kosten. Besteller des Fold 1, die bisher kein Handy erhalten haben, können kostenpflichtig auf das Fold 2 upgraden. Fazit: Smartphones aus der Familie des Drogenbarons – das klingt mindestens so seriös wie eine E-Mail mit dem 36-Millionen-Dollar-Erbe eines nigerianischen Ölprinzen.